Poseners Artikel ist sehr lobenswert. Generell: ob Islam, Christentum, Judentum oder was auch immer – es macht wenig Sinn, sie aus den “heiligen Schriften” abzuleiten. Vielmehr sind diese aus den Gesellschaften abzuleiten, in denen sie entstanden sind, und folglich sind sie de facto das, was die teils gemeinsam teils unterschiedlich bis widersprüchlich in den sich auf diese Schriften berufenden Gesellschaften Lebenden zu jedwelcher Zeit darunter verstehen. Im Christentum der Hlg. Franz von Assisi, der mit den Vögeln sprach, bis hin zum Kreuzfahrer, der in Jerusalem erst mal die dortigen Juden schlachtete, die ihrerseits von ihren muslimischen Nachbarn unterstützt wurden, oder auch – um in der Gegenwart anzukommen – bis hin zu evangelikalen “Lebensschützern”, die in den USA Mordanschläge auf Ärzte begehen, die Abtreibungen vornehmen. Im Islam pietistische und in jüngerer Zeit politische bis hin zu jihadistischen Salafisten wie “unsere” Freunde in Er-Riadh oder “unsere” Feinde in Gestalt der IS oder aber Ibn Rushd (Averroes), Ibn Sina (Avicenna) zu Zeiten, da der Islam die Religion des fortschrittlichsten Teils der uns damals bekannten Welt war und stets die Mystiker (Sufis) wie Jelaledin Rumi. Beide Strömungen können sich auf den Koran bzw. Sunna (Tradition) beziehen, von der Todesstrafe für Apostasie bis hin zur Vers “Kein Zwang im Glauben” (la ‘amr fi din)(Koran 2:256). Kurzum: es gibt weder “den” Islam, noch “das” Christentum, sondern nur weitherzige, gute sowie bornierte und unangehme Mitmenschen, die sich für ihre Haltung und Taten auf das Eine oder Andere berufen.
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